Kritik des Non-Dualismus

Kritik des Non-Dualismus

Non-Dualistische Zustände, so schön die auch für den Einzelnen sein können, sind in dieser dualistischen Welt nicht wirklich lebensfähig und können sogar gefährlich werden. Menschen in so einem Zustand erkennen oft weder die eigene Verantwortung – noch die Grenzen und Grenzverletzungen gegenüber anderen Menschen. Es mag vorstellbar sein, daß solche Zustände jenseits unserer Handlungsebene des Lebens Gültigkeit haben (was zB. auch der sog. Astralebene zugesprochen wird) – aber hier im Leben gilt es, diesen non-dualistischen Zustand, der den Dualismus regelrecht abspaltet, mit unserer dualistischen Handlungsebene wieder zu vereinigen und aufgrund der Differenzierung wieder wirklich entscheidungsfähig zu werden. Zumindest für mich ist ein Non-Dualismus, der den Dualismus abspaltet, nicht wahrlich wirklich non-dualistisch!!

Insofern sind non-dualistische Ratschläge für Betroffene häufig nicht nur absolut nicht hilfreich, sondern teils sogar übergriffig und verletzend. Die Vorstellung, daß alles miteinander in Verbindung steht und insofern auch als „Ganzheit“ betrachtet werden kann, mag nicht falsch sein – übersieht aber allzu leicht, daß es sehr wohl darauf ankommt, WIE die einzelnen Elemente miteinander verbunden – oder eben sogar NICHT verbunden sind. Denn das, was wir als Grenze oder Dissoziation betrachten, erfahren oder gar setzen können, kann aus übergeordneter Metaperspektive durchaus als das verbindende Element betrachtet werden. Aus und in der Erfahrung ist es aber zentral, diese Grenzen zu setzen, etwas loszulassen oder gar nicht mehr in eine Verbindung zu gehen. In der Erfahrung kann eine Dissoziation überlebenswichtig sein und es spielt einfach keine Rolle, inwiefern dies aus einer übergeordneten Perspektive dennoch eine Verbindung und Ganzheit bleibt. Hier ist es wichtiger, in eine Art Trennung zu gehen – unabhängig davon, ob Non-Dualisten diese Trennung als Illusion betrachten. Womöglich ist es eine Illusion – aber eine hilfreiche und wirkungsvolle. 

Erst aus einem notwendigen Abstand einer wirklichen Verarbeitung heraus, können wir uns praktisch über uns selbst und die jeweilige Erfahrung  hinaus entwickeln und auch die jeweils verletzende Situation wie von oben betrachten. Dann ist es womöglich auch machbar, zB. einem Täter wieder zu begegnen und dennoch nicht aus der eigenen Mitte zu fallen. Erst durch die Verarbeitung ist es möglich zu erkennen, daß die neue Verbindung eben einer Art „innerer Distanz“ entspricht, die verhindert aus der Mitte oder in alte Muster zu fallen. Erst hier mag es möglich sein zu erkennen, daß auch eine Trennung und Dissoziation in sich eine Art von Verbindung ist (siehe auch „Soziation“). 

Aber in der Erfahrung würde eine solche Herangehensweise zu einer Retraumatisierung und Vernichtung der bisherigen Heilungserfolge führen. Und genau das ist der übergriffige Anteil non-dualistischer Ratschläge an Betroffene. 

Mal ganz zu schweigen davon, daß ungefragte und unerwünschte Beratungen bereits in sich übergriffig sind. Hier kann sich die Frage stellen, aus welcher Motivation die Ratschläge kommen, die ja bekannter Weise auch „Schläge“ sein können.

Ob diese Ratschläge aus einer Haltung kommen, die sich selbst über den anderen erheben versucht, um diesen von oben herab zu bewerten? Oft versuchen Menschen sich auf diese Weise selbst von der jeweiligen Problematik frei zu sprechen – also womöglich gar zu projizieren?!?

Es ist ja schön und gut, wenn Du den Non-Dualismus für Dich entdeckt hast und eine Bereicherung darin findest. Die zentrale Frage ist aber einerseits, ob Du aus wirklicher Erfahrung sprichst oder andererseits das Konzept nur vom Kopf her begriffen hast, wie die meisten, die damit hausieren gehen.

Denn, wenn Du die dazugehörige Erfahrung gemacht hast, wirst Du um die Schwierigkeiten wissen, diese weltlich betrachtet etwas abgehobene „Philosophie“ wieder mit dem realen „Hier und Jetzt“ in Verbindung zu bringen und die Konsequenzen daraus nicht nur in die Welt zu posaunen, sondern wirklich zu leben.

Wenn Du das geschafft hast – und das ist eine wirkliche Meisterleistung – dann wird man das daran erkennen, daß Du die Erkenntnisse daraus nicht spaltend und trennend einsetzen wirst, sondern integrativ … auch und gerade dem Dualismus gegenüber. 

Auch dürfte die Konsequenz aus der Erfahrung eine gewisse Demut und Zurückhaltung denen gegenüber sein, die sich gerade mitten in den Prozessen befinden.

Sowohl als auch – statt „entweder oder“ …

Nils

Seminare in Hypnose und Systemik, speziell Lerntechniken - seit 1995. Seither Erfahrungen mit den aus Exorzismus bekannten Phänomenen und Lösungen dieser in wenigen Hundert Sessions.

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